Schmerz ist immer wesentlich.
Alle Ratschläge, die darauf abzielen, ihn zu ignorieren oder »sich zusammenzureissen« sind wenig sinnvoll und können das Problem mitunter verschlimmern. Beim akuten Schmerz ist üblicherweise keine psychotherapeutische Behandlung zu empfehlen, hier geht es zunächst um die medizinische Abklärung, worauf der Schmerz hinweist. Akuter Schmerz ist ein zeitlich limitierter Schmerz, der den Charakter eines Warn- und Leitsignals hat, das auch wegweisend zur Diagnose der Ursache sein kann. Neben einer allgemein wirksamen sog. »analgetischen« Therapie ist die aus der Diagnose folgende Therapie entscheidend sowohl zur Behandlung der auslösenden Ursache.
Anders bei chronischen Schmerzen, welche zeitlich länger andauernde Schmerzen bezeichnen, typischerweise drei bis zwölf Monate. Diese können sich in eine chronische Schmerzkrankheit (eigener Krankheitswert) entwickeln. Die Schmerzen haben dann ihre Leit- und Warnfunktion verloren. Chonische Schmerzen sind neben den organischen auch durch die daraus folgenden psychosozialen Veränderungen gekennzeichnet, die in die integrative Schmerzbehandlung einfließen. Nach Absprache mit einem Facharzt bzw. einer Fachärztin ist es sinnvoll, möglichst bald eine Hypnosetherapie in Gang zu bringen. Hypnose beeinflusst nachweislich das Schmerzerleben sowie die Intensität des Schmerzes und hilft dabei Warnsignale frühzeitig zu erkennen, um mit Selbsthypnose gegenzusteuern. Sie gilt bei manchen Forschern und Autoren als psychotherapeutische Methode der Wahl bei chronischen Schmerzzuständen.
In der Hypnosepsychotherapie geht es mittelfristig auch darum, mit dem Schmerz in eine Kommunikation zu treten. Das klingt zunächst merkwürdig: nichts ist verständlicher, als einen quälenden, chronischen Schmerz »loswerden« oder »bekämpfen« zu wollen. Meist verschlimmern aber diese Kampfansagen das Problem. Hypnosetherapie zielt auf eine andere Art von Aufmerksamkeit ab, die in den Sitzungen und in Selbsthypnose aufgebaut und entwickelt wird: Schmerz als wesentlichen Teil im Inneren anerkennen und verstehen; Schmerz als Träger einer Botschaft akzeptieren; mit Schmerz als inneren Helfer und Ratgeber kommunizieren. Besonders spannend ist es, das Schmerzerleben modulieren zu lernen; d.h. mit Hypnose die Intensität des Schmerzes verringern aber auch verstärken (!), in jedem Fall: selbst beeinflussen. Ein anderer Zwischenschritt in der Behandlung von Schmerzerkrankungen kann sein, den Ort des Schmerzes verlagern: manche von Kopfschmerz Geplagte sind erleichtert, wenn sie denselben Schmerz einmal im Finger oder im Ellbogen spüren kann. Wenn es möglich ist, den Schmerz einmal derart selbst zu beeinflussen, ist der Weg zur Schmerzfreiheit gut vorbereitet.
Typische, mit der Hypnosepsychotherapie behandelbare bzw. gut unterstützbare Schmerzerkrankungen sind all jene, wo Schmerzen gespürt und erlebt werden, der Mediziner keine oder keine ausreichende Ursache findet und die Hypnosebehandlung ein Teil eines integrierten Behandlungskonzeptes ist:
- Spannungskopfschmerzen
- Migränekopfschmerzen
- Fibromyalgie
- Trigeminusneuralgie
- chronische Rückenschmerzen
- chronische Bauchschmerzen
- chronische rheumatische Schmerzen
- funktionelle Bauchschmerzen
- Tumorschmerzen
- Phantomschmerzen
Was sich hinter dem Schmerz verbirgt, ist Patientinnen und Patienten oft unklar. Depressionen, Angstzustände und andere merkwürdige, medizinische nicht verstehbare körperliche Symptome maskieren den Schmerz. Wenn trotz gründlicher medizinischer Abklärung noch Fragen offen bleiben sagen einem oft Intuition und Gefühl, dass ein tiefergehendes Gespräch möglicherweise helfen können. Hypnose kann so einen Prozess unterstützen
- durch die wohltuende Tiefenentspannung, in der oft auch eine Linderung der Schmerzen erlebt wird,
- durch das Erlernen von Selbsthypnose,
- durch die schonende Bearbeitung tiefer liegender Ursachen
- durch die Beeinflussung des Schmerzerlebens (Beeinflussung der Intensität, des Ortes und der Dauer).